Foto: Lars Breitzke

Heimsieg gegen Wuppertal. Heimsieg gegen Aldekerk. Heimsieg gegen Lintfort. Der HSV Solingen-Gräfrath feierte in dieser Saison bereits drei Derbysiege. Hinzu kommt eine herausragende Bilanz: Von neun Ligaspielen gewann der HSV insgesamt sieben und steht somit auf dem dritten Tabellenplatz. Solingen zählt aktuell neben Waiblingen und Göppingen zu den absoluten Topteams der 2. Liga. Ein Grund dafür ist die positive Entwicklung der Spielerinnen und des Vereins.

Saison 2019/20: Durch die Corona-Pandemie wird die Spielzeit vorzeitig beendet. Für den HSV Solingen-Gräfrath bedeute dies quasi die Rettung. Der Aufsteiger aus der 3. Liga tat sich im ersten Jahr in der 2. Liga wie erwartet schwer und wäre wohl abgestiegen. Doch der HSV bekam durch den vorzeitigen Abbruch eine neue Chance und blieb in Liga zwei. Die Verantwortlichen des Vereins nutzten diese Chance und bastelten während der spielfreien Zeit an einem schlagkräftigen Kader. Zudem wurden auch professionellere Strukturen aufgebaut, um auch Spielerinnen zu einem Wechsel zu überzeugen, die wohl sonst zu einem anderen Klub gewandert wären.

Zur Saison 20/21 konnte Solingen gleich die ein oder andere namhafte Spielerin verpflichten, die auch reichlich Erfahrung aus der zweiten Liga mitbrachten. So wechselten Melina Fabisch und Natascha Krückemeier vom Ligakonkurrenten TVB Wuppertal nach Solingen. Gerade diese beiden Verpflichtungen sorgten für ein Ausrufezeichen und leiteten auch langsam aber sicher die Wachablösung im Bergischen-Land ein. Während Solingen auch finanziell wuchs, musste der TVB bei der Kaderzusammenstellung kleinere Brötchen backen. Hinzu kamen mit Lara Karathanassis aus Bonn, Cassandra Nanfack (Buchholz-Rosengarten) und Luca Tesche (Bayer Leverkusen U19) drei enorm talentierte Spielerinnen, die den HSV deutlich stärker machten. Am Ende der Saison rangierte die Mannschaft von Trainerin Reckenthäler sogar auf dem fünften Tabellenplatz und hatte mit dem Abstieg zu keiner Sekunde etwas zu tun.

Auch die Saison 21/22 lässt darauf schließen, dass der HSV Solingen-Gräfrath frühzeitig den Klassenerhalt sichert. Nach neun Spieltagen steht der HSV sogar auf Rang drei und wird sicherlich auch in den nächsten Wochen eher in den Top-Fünf der Liga zu finden sein. Nur gegen Berlin (27:29) und Harrislee (26:26) gab es in dieser Spielzeit Punktverluste. Warum hat sich der HSV in den vergangenen Jahren so gut entwickelt? 

Keine Frage, die positive Entwicklung ist eng mit Trainerin Kerstin Reckenthäler und Steffi Osenberg verknüpft. Das Duo ist im positiven Sinne Handballverrückt und in der Lage Talente an die 2. Liga heranzuführen. Hinzu kommt der Faktor „Eingespieltheit“. Die Mannschaft wurde in den vergangenen Jahren nur punktuell und mit viel Qualität verstärkt. Spielerinnen wie Mandy Reinarz, Vanessa Brandt, Carina Senel und Franziska Penz sind schon lange im Verein und haben sich natürlich auch positiv entwickelt. Senel, Brandt und auch Cassandra Nanfack haben sich zu Top-Spielerinnen der 2. Liga gemausert. Natürlich waren auch die zur vergangenen Saison getätigten Transfer absolut clever und ein Schlüssel zum Erfolg. Die erfahrenen Natascha Krückemeier und Melina Fabisch haben einen positiven und erfolgreichen Spirit in die Mannschaft gebracht. 

Der HSV Solingen-Gräfrath ist somit eigentlich das perfekte Beispiel dafür, wie man Spielerinnen und einen Verein über mehrere Jahre hinweg positiv entwickelt. Aus Rückschlägen die richtigen Schlüsse ziehen, an Spielerinnen und deren Potenzial glauben und die Entscheidungen in die Hände von Fachleuten legen, die sich im Handball einfach auskennen. Stand jetzt sind dem HSV eigentlich keine Grenzen gesetzt. Wahrscheinlich werden am Ende der Saison zwar Teams wie Waiblingen, Göppingen und Berlin vor den Solingerinnen stehen, doch damit kann der HSV sicherlich gut leben. Schließlich wird schon jetzt deutlich, dass die Mannschaft aus der Klingenstadt mit den oben genannten Teams konkurrieren kann, obwohl diese auch über ganz andere finanzielle Mittel verfügen. Eine positive Entwicklung und erfolgreicher Handball hängt nämlich nicht immer mit Geld zusammen. Der HSV Solingen-Gräfrath ist dafür ein sehr gutes Beispiel.

Dieser Text erschien auch auf frauenhandball.com!