Frank Bohmann, Geschäftsführer der HBL, möchte also den Umsatz der 1. und 2. Liga steigern. Wie er gegenüber der SportBild mitteilte, müsse die Liga ihren Etat in den nächsten fünf Jahren verdoppeln, um konkurrenzfähig zu bleiben. Grundsätzlich sind steigende Umsätze immer gut, doch wie genau soll das gerade im Handball funktionieren? Es ist aus meiner Sicht der völlig falsche Weg, wenn die HBL den Weg des Kommerzes gehen will und das Thema Geld in den Fokus ihrer Arbeit rücken möchte.

Natürlich ist auch die HBL in erster Linie ein Wirtschaftsunternehmen, doch die vielen Fans und Sympathisanten des Handballsports lieben diesen Sport eben genau deshalb, weil Kommerz und Show nicht vorhanden sind. Fußballfans werden sich auch in den nächsten Jahren eher für ein Fußballspiel mittelmäßiger Klubs entscheiden, als für ein Handballspiel der 1. oder 2. Liga. 

Ohnehin stellt sich die Frage, ob auch der neue Medienvertrag für mehr Strahlkraft des Handballs sorgen wird. Hier hatte man mit Sky einen verlässlichen und kompetenten Partner an der Seite. Und einige Fans bevorzugen nach wie vor das ganz normale TV-Erlebnis, anstatt eines Streaming-Anbieters. Aber okay, auch S Nation Media hat eine faire Chance verdient. Gleichzeitig müssen sich gerade auch die Entscheidungsträger darauf besinnen, wo der Handball herkommt und wo er verwurzelt ist. Mit reinen Eventfans wird der Handball und auch die Klubs auf Dauer nicht überleben. 

Darüber hinaus hat die HBL, der Verband und auch die HBF zuletzt eine große Chance verpasst, den Frauenhandball zu promoten. Hier hätte man sicherlich auch mit S Nation Media eine Übereinkunft treffen können, zukünftig auch alle Handballspiele der 1. und 2. Liga zu zeigen. Der Frauenhandball darf nicht vergessen werden!

Es kann nicht sein, dass die Vereine der HBF ihre eigenen Spiele streamen bzw. produzieren müssen. Es sind reine Sportvereine und keine TV-Produktionsfirmen. Hier ist die HBF in der Pflicht, bessere Bedingungen und Vermarktungsmöglichkeiten zu generieren. Im Vergleich zu der Vergangenheit ist es natürlich super, wenn alle Spiele auf Sportdeutschland.tv und ausgewählte Spiele bei Eurosport zu sehen sind, doch hier darf man sich nicht mit dem aktuellen Standard zufriedengeben. Streaming der HBF-Spiele auf qualitativ besseren Anbietern muss das Ziel sein. Vereine müssen sich auf ihre Kernkompetenz konzentrieren. Nicht auf „TV-Produktionen“.  Es geht besser!

Mehr Umsatz, mehr Geld, mehr Kommerz, mehr Events. Natürlich sind überall Steigerungen möglich und wünschenswert, doch man darf die Realität nicht vergessen. Handball, auch wenn es so schön wäre, wird nie den Stellenwert des Fußballs erreichen und man darf nicht den Fehler begehen, sich damit zu vergleichen. Das, was den Handball ausmacht, ist eine große Nähe zu der Basis und den Fans. Es wäre ein starkes Zeichen, wenn die HBL nicht nur auf ihre eigene „Marke“ schaut, sondern auch die HBF auf die Schultern nimmt und mitzieht. Eine Zusammenarbeit wäre für den gesamten Handballsport besser.

Dieser Kommentar erschien auch bei frauenhandball.com!